Tag 2 – zu Gast bei Wiwas
Heute wird es schon etwas härter. Mit einem lauten „buenos dias, muchachos“ werden wir um 5 Uhr von unserem Guide geweckt. Um 6 Uhr verlassen wir nach dem Frühstück das Camp. Wir haben eine lange Strecke vor uns – immer wieder geht es steil bergauf und bergab. Doch es wird deutlich dschungeliger und damit auch schattiger, was bei diesen Temperaturen echt gut tut. Die Pflanzen werden immer größer. Manche Blätter sind so riesig, dass Christoph und ich sie als Strandmatte verwenden könnten. Auf dem Weg werden wir immer wieder von Mulis überholt, teils mit Paketen auf dem Rücken. Ob darin unser Mittagessen ist? Wir haben schon einige Angehörige der indigenen Stämme getroffen, die in Dörfern entlang des Wegs leben. Heute Mittag werden wir sogar zu Manuel, einem Wiwa, nach Hause eingeladen. Kulturclash. Da sitze ich mit meiner supermodernen Kamera und dokumentiere, wie uns Manuel die Tradition der Poporo erklärt. Ich versuche es möglichst einfach wiederzugeben: Die Poporo ist ein getrockneter Kürbis, in dem ein weißes Kalkpulver aus zuvor gerösteten Muscheln aufbewahrt wird. Die Männer der Stämme laufen alle mit einer dicken Backe herum, denn sie zerkauen den ganzen Tag Koka-Blätter (Frauen dürfen das nicht). Dazu holen sie mit einem Holzstab Pulver aus der Poporo, das sie in ihren Mund dazugeben. Es entsteht eine gelbe Masse, die sie dann mit dem Holzstab außen auf den Hals der Poporo auftragen. Manuel erklärt uns, dass sie so ihre Gedanken aufschreiben, die ihnen während des Kauens einfallen. Wie ein kleines Tagebuch, das für niemanden lesbar ist. Tatsächlich können die Tayrona-Stämme nicht schreiben. Was wirklich schade ist, denn so werden die Traditionen und die spannende Geschichte dieser Völker langsam verblassen.
Nach dem Besuch bei Manuel geht es weiter – Tag 2 ist die längste Etappe. Dafür mit gleich zwei Erfrischungen: nach dem Mittagessen können wir im glasklaren Fluss baden. Und abends im Camp gibt es eine noch kältere Dusche als gestern. Pünktlich zum Abendessen beginnt es in Strömen zu regnen. Der zu dieser Jahreszeit sehr trockene Dschungel atmet kurz auf. Tiefe Wolken drängeln sich durch die riesigen Bäume die dunklen Hänge hinauf. Abends sitzen wir im Camp zusammen und lassen den Tag Revue passieren, bevor es ab ins Bett geht, wo die Frösche uns noch lauter in den Schlaf quaken, als am Abend zuvor. Am nächsten Tag werden wir die Ciudad Perdida erreichen. Teyuna wird sie von den Tayrona genannt, was so viel heißt wie „Ursprung der Völker der Erde“.